Hans Riegel wird 90 Jahre alt
Der Bonner "Haribo"-Unternehmer ist ein Badminton-Pionier
Von Bernd-Volker Brahms
10.03.13 - Am Sonntag wird der Badminton-Pionier Dr. Hans Riegel 90 Jahre alt. Vielfach wird dieser Tage seine unternehmerische Leistung gewürdigt. Von Bonn aus baute er zusammen mit seinem Bruder Paul Riegel (1926-2009) mit "Haribo" ("HA-ns RI-egel BO-nn") sein weltweit tätiges Gummibärchen-Imperium mit heute rund 6000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund zwei Milliarden Euro auf. Wesentlich weniger bekannt ist die Tatsache, dass Hans Riegel - der eigentlich Johannes Peter Riegel heißt - Anfang der 1950er Jahre den Badmintonsport nicht nur in seiner Heimatstadt Bonn, sondern in ganz Deutschland voran brachte.
Als vor 60 Jahren am 18. Januar 1953 in Wiesbaden der Deutsche Badminton Verband (DBV) gegründet wurde, da wählte man Hans Riegel zum ersten Präsidenten, der er bis 1962 blieb. Parallel hatte der Unternehmer, der den Sport auf Geschäftsreisen in Dänemark kennengelernt hatte, am 14. September 1951 den 1. Deutschen Badminton Club (DBC) Bonn aus der Taufe gehoben. Von 1954 bis 1979 war Riegel der Vorsitzende des Vereins, der 1974 seine Eigenständigkeit aufgab und sich als Abteilung den Schwimm- und Sportfreunden Bonn 1905 anschloss.
So umtriebig wie Hans Riegel geschäftlich beim Ausbau seines Süßwarenkonzerns war, so agil war er auch in der Badmintonszene. Auf seinem Firmengelände in Bonn-Kessenich baute er 1953 die bis heute bestehende erste reine Badmintonhalle Deutschlands. Viele Jahre wurden in der markanten Runddeckenhalle bedeutende Badmintonveranstaltungen wie die Internationalen Deutschen Meisterschaften (heute German Open), Deutsche Meisterschaften und Bundesligapartien ausgetragen. Aber auch legendäre Betriebsfeiern von "Haribo" und dem Badmintonverein fanden in der Halle statt. Unter anderem traten die Bläck Fööß und Harald Banter auf. Der 1. DBC Bonn konnte die Hans-Riegel-Halle gegen Pacht nutzen.
Bis heute ist Hans Riegel fast täglich in seinem Büro - die Kanzel, wie Mitarbeiter den Raum mit den großen Fenstern nennen - auf dem Firmengelände an der Hans-Riegel-Straße 1 anzutreffen. Dem Badmintonsport ist er seit Ende der 1980er Jahre so gut wie gar nicht mehr verbunden. Insbesondere durch Differenzen innerhalb seines Clubs 1. DBC Bonn hat er den Spaß daran verloren. Dem Club entzog er seinerzeit die Sportstätte, die seither als kommerzielles Badminton-Center genutzt wird. Bis in die 1980er Jahre hat der als äußerst eigenwillig geltende Riegel noch zum Badmintonschläger gegriffen. Gerne spielte er aber auch Squash oder Golf. Oftmals ging er auch zur Jagd.
Bereits Anfang der 1960er Jahre hatte es schon Querelen im DBV gegeben, die Hans Riegel 1962 veranlassten, das Amt des Präsidenten abzugeben. Ehrgeizige Funktionäre hatte versucht, Einfluss zu gewinnen, wie Insider Klaus Walter, Ehrenmitglied im DBV, sagt. Mit Riegel an der Spitze hätte der Verband eine andere und möglicherweise erfolgreichere Entwicklung genommen, ist sich Klaus Walter sicher, der heute Vorsitzender des Clubs der deutschen Meister ist.
Neben sportlichen Ambitionen bildete er sich auch schon früh beruflich fort. 1951 promovierte er mit 28 Jahren an der Universität Bonn mit dem Thema "Die Entwicklung der Weltzuckerwirtschaft während und nach dem 2. Weltkrieg".
In seinen Anfangsjahren war der Unternehmer einer der besten deutschen Badmintonspieler gewesen und hatte 1953 den deutschen Meistertitel im Doppel (mit Hans Eschweiler) und 1954 und 1955 im Mixed (mit Luise Schmitz) gewonnen. Seine Schlitzohrigkeit mag schon daran zu erkennen sein, dass sich Riegel bei einer der ersten Internationalen Deutschen Meisterschaften gleich mit zwei Doppelpartnern (Hans Eschweiler und Günter Ropertz) ins Tableau setzen ließ.
Die Eigenwilligkeit machte ihn letztlich zu einer schillernden und erfolgreichen Nachkriegs-Unternehmerpersönlichkeit. Wie Riegel vor einigen Jahren in einem Interview äußerte, habe er seit den 1950er Jahren keine Kredite mehr bei Banken aufgenommen. Nachdem er einen Kredit nicht hatte sofort bedienen können, habe eine Delegation der Sparkasse ihm an jeden Zuckersack einen Verweis "Eigentum der Sparkasse Bonn" geklebt. Da habe er sich geschworen, mit der Branche künftig möglichst wenig zu tun haben zu wollen.
Der Bruch mit dem Badmintonsport ist ähnlich rigoros verlaufen. Einladungen lehnt er ab und möchte mit der Szene nichts mehr zu tun haben. Nur einmal kam noch eine kleine Delegation des Verbandes vor einigen Jahren zu ihm vor, als diese den legendären Badmintonspieler Eddy Choong (1930-2013) aus Malaysier im Schlepptau hatte. Choong war in den 1950er Jahren mehrfach in Bonn zu Gast gewesen und hatte die Internationalen Deutschen Meisterschaften im Einzel und Doppel gewonnen.
Hans-Riegel fungierte auch als Stifter des Pokals für die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft, der nach ihm Hans-Riegel-Pokal benannt wurde. Außerdem brachte er zusammen mit dem Bonner Journalisten Josef Holthausen ("General-Anzeiger") 1956 das "Handbuch des Badmintonsports" heraus. Es lehnte sich an Jahrbücher des englischen und des internationalen Badmintonverbandes an und enthielt neben Regeln, Adressen und Ergebnissen auch einige Beschreibungen zur Historie des Sportes. Ein Trainingshandbuch war dies noch nicht. Der Sport steckte noch im "Jünglingsalter", wie Hans Riegel in seinem Vorwort schrieb.
Seinen 90. Geburtstag feiert Hans Riegel in kleiner Runde in seinem Golfhotel Jakobsberghof bei Boppard. Riegel hatte das Anwesen, das auf Klosterruinen beruht, 1960 gekauft und als Tagungshotel betrieben. Ein Schießstand für Tontauben gehört dazu. Auch ein Hubschrauberlandeplatz wurde geschaffen. Seit 1994 wurde die Anlage zu einem Golfhotel mit einer 18-Loch-Anlage umgebaut.
Kommentare
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ich habe ihn damals hautnah erleben dürfen,
als er mir eine Lehrstelle bei Haribo gab und
ich dort täglich in der Badminton Halle trainieren durfte. Die Aufnahme-Prüfung war hier ein Einzel gegen ihn zu spielen, wo mich die Prokuristen von Haribo doch baten zu "verlieren", weil er dann
gute Laune hätte.... Tja, er hatte schlechte Laune danach ;-)..... Die Bundesliga Spiele die wir dort spielten waren immer kurios, da niemand
der Gegner einen vernünftigen Aufschlag durch die Rundung der Decke zustande brachte....:-).....das war ein klassischer "Heimvorteil" .... eine wirkliche schöne Zeit dort !!!!
Axel Schönfelder